Mischbier: Wissenswertes zum süß-herben Kultgetränk
Radler, Alsterwasser, Potsdamer, sogar als Wurstwasser ist es in manchen Teilen Deutschlands bekannt. Gemeint ist das Mischbier – klassisch bestehend aus Bier und Limonade. Kaum ein anderes Bier spaltet unter Bierliebhabern dermaßen die Geister. Bei manchen ist es als Verunglimpfung des reinen Bieres verpönt, bei anderen die einzige Möglichkeit, überhaupt das sonst so herbe Getränk genießen zu können.
Hierzulande gehört das Mischbier zu den beliebtesten alkoholischen Getränken. Laut aktuellen Statistiken trinken knapp fünf Millionen Menschen regelmäßig – also mehrmals im Monat – die Mischung aus Bier und Limonade.
Mischbier in allen Facetten: von Zitronenlimonade bis Himbeerlimonade
Wie der Name schon sagt, ist es die besondere Mischung aus herbem Bier und süßer Limonade, die das Mischbier so besonders macht. Biermischgetränke zählen zu den facettenreichsten Bieren, denn durch die Möglichkeit, verschiedenste Zusätze in beliebigen Verhältnissen beizugeben, erhält man immer einen individuellen Geschmack. Dieser passt sich bestens auf die Vorlieben des Bier-Genießers an.
Die am weitesten verbreitete Variante eines Biermischgetränks ist die Mischung aus Pils und Zitronenlimonade. In Süddeutschland kennt man diese Mixtur unter der Bezeichnung Radler. Auch in Norddeutschland ist das die bekannteste Form des Mischbieres. Hier wird das Ganze jedoch nicht Radler, sondern Alsterwasser genannt.
Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, ein Bier zu mischen. Gibt man dem Gerstensaft Himbeerlimonade hinzu, spricht man von einem Potsdamer – zumindest im Gebiet in und um Berlin. In Bayern muss man im Biergarten meist ganz genau definieren, wie das Radler beschaffen sein soll. Denn neben dem klassischen Limonadenbier gibt es auch die Variante des Sauren Radlers. Hierbei wird Bier mit Mineralwasser gemischt. Fährt man in den Nordwesten der Republik, braucht man sich nicht wundern, wenn man ein Wurstwasser in der Wirtschaft bestellen kann. Gemeint ist damit kein Wasser, in dem Würste gekocht, sondern ein Bier, das mit Orangenlimonade versüßt wurde. Warum das Mischbier den skurrilen Namen trägt, kann nur vermutet werden. Wahrscheinlich taufte man das Bier derart, weil die Farbe eben jener des Wurstwassers ähnelt.
Im Norden der Republik ist es fast ausschließlich Pils, das mit Limonade gemixt wird. Im Süden kann man im Biergarten genauso gut auch Weizenbier gemischt erhalten. Die Russ besteht zu zwei Dritteln aus Weißbier und einem Drittel Limonade.
Die Geschichte des Mischbiers – wo kommt das Radler her?
Das Mischbier ist aus der Gastronomie nicht mehr wegzudenken – es ist ein Verkaufsschlager in jedem Biergarten. Wo hierzulange die Anfänge des Radlers liegen, ist jedoch nicht klar auszumachen – auch wenn es viele Mythen ums Mischbier gibt.
Klar ist, dass in England bereits im 18. Jahrhundert Mischbier getrunken wurde. Dort trug die Mischung den Namen Shandy. Wie und wann das Kultgetränk in Deutschland seinen Siegeszug angetreten hat, kann man aber nur mutmaßen.
Heute wird angenommen, dass das Radler – dem Namen entsprechend – im 19. Jahrhundert in einem Radlerklub erfunden wurde. Es ist jedoch ebenso die Geschichte populär, dass das englische Shandy nach Deutschland gebracht und in Regionen etabliert wurde, die eng mit Großbritannien verkehrt hatten.
Die Geschichte von Franz Xaver Kugler
Die wohl bekannteste Theorie ist die von Franz Xaver Kugler und seiner Kugleralm. Kugler war Mitte des 20. Jahrhunderts Gastwirt – seine Bierstube lag auf eben jener Kugleralm im bayerischen Deisenhofen. Zu Beginn seiner Wirtsmannstätigkeit lag sein Ziel darin, seine ehemaligen Kollegen mit Bier zu versorgen, die täglich an den Bahnstrecken der Eisenbahn arbeiteten. Mit der Zeit wuchs Kuglers Popularität und seine Gaststätte war gut besucht.
Mit dem Aufkommen des Fahrrads kam Kugler auf die Idee, eine Fahrradstrecke zu seiner Alm anlegen zu lassen, um Fahrradfahrern die Anfahrt möglich zu machen. Die Idee fruchtete – und eines Tages kamen dermaßen viele Radfahrer auf die Kugleralm, dass dem Gastwirt das Bier nicht reichte.
Seine Idee aus der Not heraus: das Bier zur Hälfte mit Limonade zu strecken und das Getränk als neue Erfindung für Radfahrer zu verkaufen. Er nannte das Mischbier Radlermaß – damit die Fahrradfahrer nicht zu betrunken nach Hause radeln müssen.
Ob Franz Xaver Kugler das Mischbier in Deutschland erfunden hat oder die Engländer das Shandy zu uns brachten – es bleibt vorerst ein Rätsel.
Zusammensetzung der verschiedenen Mischbier-Varianten
Um ein perfektes Radler, Alsterwasser oder Potsdamer zu erhalten, sollte man auf ein gutes Mischverhältnis achten.
Zuerst sollte bei einem gut gemischten Radler das Bier eingeschenkt werden und dann die Limonade. Andersfalls besteht die Gefahr, dass das Bier sozusagen auf der Limo schwimmt. Traditionell wird ein Radler in einem Mischverhältnis von 50:50 hergestellt. Heute ist es üblich, dass das Radler zu 60 Prozent aus Bier besteht.
Die Mixtur beim Alsterwasser unterscheidet sich nicht groß von der des Radlerbieres. Die Russ gibt es in den meisten Biergärten in einem Verhältnis von Eins zu Drei – das Weißbier wird zu ein Drittel mit Limonade versüßt. Das Potsdamer gibt es hingegen zur Hälfte aus Bier und zur Hälfte aus Himbeerlimonade – auch als Rote Fassbrause bekannt.
Doch muss wohl jeder Bier-Enthusiast für sich selbst herausfinden, auf welche Weise er sein Mischbier am liebsten trinkt. Zum Glück lässt sich das Verhältnis nach Belieben anpassen – das Mischbier ist also für – fast – jeden ein Genuss.