Barley Wine: Craft Beer, der dem Wein ganz schön nahe kommt

„Bier auf Wein, das lass sein!“, so besagt es ein altes Sprichwort.

Betrachtet man die Herkunft des Spruches genauer, liegt eher eine soziale als eine gesundheitliche Erklärung zugrunde. Denn, Wein war früher gesellschaftlich höher angesehen, als Bier. Wer also vom edlen Tropfen zum Alkoholgenuss des Volkes wechselt, steigt sprichwörtlich eine Schicht ab.

Aus diesem Gedanke heraus, enstand im England des 18 Jahrhunderts das Barley Wine.

Barley Wine, ein Craft Beer mit der Seele des Weins?

Im 18 Jahrhundert bevorzugte die britische Oberschicht den Wein. Er wurde als reiner Tropfen angesehen, noch reiner als Wasser. Aufgrund des lang anhaltenden Krieges mit Frankreich wurde der edle Tropfen jedoch knapper und knapper.

Um dem Bier denselben Ruhm zu verleihen, sollte dem Barley Wine die Seele des Weins eingehaucht werden. Um sich selbst noch stärker den Weingeschmack vorzugaukeln, griff man kurzerhand zum Weinglas.

Aus 1870 ist der Bass No1 Ale bekannt, das erste als Barley Wine betitelte Bier. Aber auch schon im alten Griechenland findet man den Gerstenwein, englisch Barley Wine, griechisch κρίθινος οἶνος. Allerdings hat diese alte griechische Version kaum Ähnlichkeit mit dem heutigen Barley Wine, denn nirgends in den alten Schriften ist die Rede von Hopfen.

Die Anchor Brewing Company führte den Barley Wine Stil 1976 in den Vereinigten Staaten ein. Ihr Old Foghorn Barleywine Style Ale wurde als Barleywine, in einem Wort, bezeichnet. Die Brauerei hatte Angst die Bezeichnung ‘Wein’ könnte der Aufsichtsbehörde missfallen.

1983 stieg die Sierra Nevada Brewing aufs Pferd auf und wurde mit Bigfoot Barleywine das zweite amerikanische Barley Wine Label.

In der heutigen Zeit hat der Barley Wine vor allem den hohen Alkoholgehalt von 7 bis 13% mit dem Wein gemein.

Brauweise des Barley Wine: Wie viel Wein steckt in Barley Wine?

Neben der hohen Umdrehung könnte zudem der fruchtige Geschmack und Geruch des Barley Wine an Wein erinnern. Das liegt daran, dass diese Craft Bier Sorte häufig mit Hopfen beschossen wird. Dabei kommen hochwertige Aromahopfen wie Cascade oder Chinook zum Einsatz.

Dieses fruchtige Aroma wird zusätzlich unterstrichen, wenn Brauereien Barley Wine teilweise in alten Weinfässern reifen lassen. Dadurch ist das hochgärige Bier im Antrunk trotz hoher Stammgewürze fruchtig süß.

Besonderheit des Barley Wine: Aromahopfen verleihen ihm seinen einzigartigen Geschmack

Die Stammgewürze des Barley Wine liegt oftmals über 20 Prozent. Deshalb wartet dieses Craft Beer häufig mit einer hohen Bitterheit auf. Bittereinheiten von über 90 IBU treten gehäuft auf.

Dennoch steckt mehr im Barley Wine. Der Aromahopfen Chinook ist typisch für die Aromahopfung und Bitterung des Barley Wine. Er gibt dem Bier seinen klassischen Charakter – ähnlich einer Graipefruit. Im Antrunk erinnert es an getrocknete Früchte und verführt mit süß fruchtiger und malziger Note. Auch eine erdige Note kann durchaus im Barley WIne erschmeckt werden.

Barley Wine wird aber aufgrund seines Abgangs geliebt oder gehasst: Hier schlägt die Bittere dann voll durch! Dies ist unabdingbar, sonst wäre der Barley Wine deutlich zu süß und fruchtig.

Der Gegenspieler zum Hopfen, das Malz sorgt für die weniger stabile Schaumkrone. Im Vergleich zum Indian Pale Ale liegt der Malzzuckeranteil deutlich höher und wird mit obergäriger Hefe vergoren.

Übrigens sind amerikanische Barley Wines in der Regel stärker gehopft und etwas bitterer als britische. Der relativ süße Antrunk ist aber in allen Varianten anzutreffen.